Sämtliche Gedichte | Hanser, 49.90 EUR
Emily Dickinson
Wild nights – Wild nights!
Were I with thee
Wild nights should be
Our luxury!Futile – the winds –
To a Heart in port –
Done with the Compass –
Done with the Chart!Rowing in Eden –
Ah – the Sea!
Might I but moor – tonight –
In thee!
Emily Dickinson (1830—1886) ist eine der größten und originellsten Dichterinnen der amerikanischen Literatur. Ihr lyrisches Gesamtwerk umfasst rund 1.800 Gedichte, doch nur eine Handvoll wurde zu ihren Lebzeiten publiziert. Ihr allzu kurzes Leben — sie wurde nur 55 Jahre alt — stellt sich als faszinierendes Vexierspiel dar und ihre Dichtkunst bietet ein schier unerschöpfliches Geflecht aus Maskierungen und Tarnungen. Da verwundert es kaum, dass Dickinson keineswegs das verhuschte Seelchen ist, als das die Nachwelt sie lange dargestellt hat.
Ich koste nie gebrauten Trank -
Aus Perlen mein Pokal -
Kein Fass am ganzen Rhein erbringt
Solch einen Alkohol!
Tieftrunken bin ich — von der Luft -
Und taumle schwer von Tau -
Endlose Sommertage lang -
Als Gast durch Flüssigblau -
Wirft man betrunkne Bienen raus
Im »Fingerhut«-Lokal -
Schwörn Falter ihrem »Schlückchen« ab -
Ich leer das Glas noch mal!
Bis Engel weiße Mützen schwenken -
Und aus den Fenstern hängt -
Das Himmelvolk — mich blau zu sehn -
Ans Sonnenlicht — gelehnt -
Gunhild Kübler brilliert nicht nur mit ihren einfühlsamen Übersetzungen. Sie hat auch das aufschlussreiche Nachwort verfasst, in dem sie Leben und Werk der großen Dichterin nachzeichnet. Dass Emily Dickinson langjährig eine Liebesbeziehung zu ihrer Schwägerin hatte, die in der Fachliteratur bis heute nur eingeschränkt wahrgenommen wird, ist nur ein Aspekt ihres Lebens, der sich in ihrem Werk finden läßt.