Diabolisches Gelächter im Badezimmer

Mist Mist Mist

Sophie Divry | Als der Teufel aus dem Badez­im­mer kam | Ull­stein, 12,00 EUR

Vor­sicht, es geht mir nicht um Wortschöp­fun­gen, son­dern um das Auf­spüren der Leerstellen.

Sophie steckt in Schwierigkeit­en. Sie ist jung, qual­i­fiziert, kreativ — und hat fast keinen Cent mehr auf dem Kon­to. Die Aufträge als freie Mitar­bei­t­erin bei ein­er Tageszeitung bleiben aus. Die Rech­nun­gen am Ende des Monats hinge­gen tre­f­fen ver­lässlich ein. Doch ergibt sie sich nicht kampf­los in die Mis­ere. Stattdessen schreibt sie einen Roman. In dem ist nun aber ihre Phan­tasie Köni­gin. Vor dem Hin­ter­grund ihrer alltäglichen Nöte, ihrem Kampf mit den Tück­en der Bürokratie und ihrer wach­senden Vere­in­samung zün­det Sophie lustvoll ein lit­er­arisches Feuerwerk.

Die Waffen des Geistes

Und doch hätte es ein wein­er­lich­es, bräsiges und selb­st­mitlei­di­ges Buch wer­den kön­nen, ja fast schon wer­den müssen. Das The­ma, das sich die Autorin gewählt hat, ist ja auch kein schönes: sozialer Abstieg und Armut inmit­ten ein­er — in ihrem Fall franzö­sis­chen — Wohlstandsgesellschaft.

Doch stattdessen gelingt Sophie Divry mit ihrem »Als der Teufel aus dem Badez­im­mer kam« eine kluge und unter­halt­same Selb­st­beobach­tung ein­er ›jun­gen Vertreterin des Prekari­ats‹, in der sie ein­er­seits minu­tiös die inneren Nöte als Folge äußer­er Not beschreibt.

Ander­er­seits ist das Schöne an Divrys Erzählstrate­gie, dass sie sich eben nicht in die Untiefen (pseudo)psychologischer Aus­deu­tun­gen lock­en lässt, son­dern sich auss­chließlich lit­er­arisch­er Mit­tel bedi­ent. Sie ist eine äußerst phan­tasievolle Erzäh­lerin mit einem beein­druck­enden Gespür für Tem­po und Tim­ing. Und so gelingt es ihr tat­säch­lich, den Ernst der Lage angemessen darzustellen und die Leserin doch mit der Kraft ihrer Erzäh­lung bei der Stange zu halten.

Das Schlußwort

möchte ich der Autorin selb­st überlassen:

Dass wir uns aber richtig ver­ste­hen: Lustig ist nicht die Arbeit­slosigkeit, lustig sind die Feste, welche die Lit­er­atur uns immer wieder bere­it­en kann.

— Cha­peau, Sophie Divry!

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