Anna Benning | VORTEX — Das Mädchen, das die Zeit durchbrach | Fischer | 18,00 EUR
Jedes Mal wenn ich genauer datüber nachdachte, bekam ich Kopfschmerzen.
Eine Autorin mit Mumm in der Feder
Anna Benning ist eine ganz erstaunliche junge Autorin und VORTEX ist ein fantastisch geglücktes Debüt! Bereits der erste Band — Der Tag, an dem die Welt zerriss — besticht durch seine detailliert gestaltete Welt und seine sorgfältig gestalteten Charaktere. Benning gelingt es scheinbar mühelos, die Erwartungen und Wünsche ihrer Zielgruppe (junge Leser*innen ab 16 Jahren) zu erfüllen und gleichzeitig originell und zeitgemäß zu interpretieren.
Eine Welt im Wirbel
So ist Elaine eine eifrige, im geheimen oft unsichere junge Frau, die sich aber trotzdem ihres Wertes bewusst ist. Ehrgeizig verfolgt sie ihr Ziel und ist doch stets bereit, vermeintliche Gewissheiten infrage zu stellen. Das macht sie zur perfekten Identifikationsfigur für ihre Leserinnen. Auch allen anderen Figuren erspart die Autorin nicht die Mühen der kritischen Reflexion und der steten Bereitschaft, sich neu zu entscheiden. Das ist das eine.
Zweitens aber ist natürlich auch die gesamte Welt in VORTEX mit großem Einfallsreichtum und beeindruckender Detailversessenheit gestaltet. Es ist keine Kleinigkeit, sich gleich mit dem Erstling am wirklich schwierigen Genre des Zeitreiseromans zu versuchen. Das hätte leicht ins Auge gehen können. Ist es aber nicht. Die Sprünge durch die Energiewirbel — die Vortexe — sorgen immer wieder für Spannung und Benning nutzt ihre Möglichkeiten perfekt. Der Ur-Vortex ist verantwortlich für die Existenz der sogenannten Vermengten (Splits, wenn es abwertend sein soll), die dem Personal reichlich Gelegenheit bieten, ihre Weltsichten immer wieder neu zu justieren. Und natürlich gibt es auch die schlimme Hauptintrige, gegen die alle gemeinsam anrennen müssen.
Licht am Ende des Horizonts
Und nun also Band 2 — Das Mädchen, das die Zeit durchbrach. Hier legt die Autorin durchaus noch eine Schippe drauf, wie es so schön heißt. Die Handlung ist vielfältig und doch straff geführt. Die Beziehungen zwischen den handelnden Figuren entwickeln sich plausibel weiter und der Cliffhanger am Schluss zerrt an den Nerven! Da hilft am Ende nur eines: ungeduldiges Warten auf den dritten Band. So kann es gehen.